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USA nicht mehr „Herrscher“über das Internet

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Eine Ära geht zu Ende.  Die gemeinnützige Organisation koordiniert die Verwaltung von Adressen und Namen im Internet. Weiterer Bestandteil der Arbeit ist die Verwaltung von IP-Adressen und die Koordinierung des Domain Name System (DNS). Das DNS ist quasi die Vermittlungsstelle, die die URL in eine IP-Adresse übersetzt und so die Anfrage an den entsprechenden Rechner erst möglich macht.

Internet-Verwaltung ICANN wird nicht mehr unter alleiniger Aufsicht der USA stehen.

Die Regierung in den USA plant die Kontrolle über die ICANN abzugeben. Der internationale Druck wurde durch die Enthüllung des Whistleblowers Edward Snowden wohl so groß, dass sich die US-Regierung zu diesem Schritt genötigt sieht. Natürlich sieht die Administration anders und spricht von einem lang geplanten Schritt. Die ICANN, die für die Vergabe von Top-Level-Domains und generischen Domains zuständig ist, wird damit mehr in Richtung Selbstkontrolle gerückt, was im NSA-Skandal verlorenes Vertrauen zurückbringen soll. Umgesetzt werden soll die Aufgabe der alleinigen Kontrolle durch die Vereinigten Staaten ab der nächsten ICANN-Konferenz, die Ende März 2014 in Singapur stattfindet.

Damit endet eine Ära bei der ICANN. Seit 1997 stand die gemeinnützige Organisation unter der Kontrolle des US-Handelsministeriums. Ersetzt werden soll diese nationale Kontrolle durch eine internationale Struktur, die bis zum Herbst 2015 etabliert werden soll.

Offener Prozess der Neuordnung der Kontrolle

Die Meinungen, wer das Internet kontrollieren sollte, gehen natürlich weit auseinander. Verschiedene Interessen stoßen hier aufeinander und müssen bei der Umsetzung der internationalen Kontrolle berücksichtigt und nivelliert werden. Wohl ein Grund, warum ICANN-Chef Fadi Chehadé Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit zur aktiven Gestaltung des Prozesses eingeladen hat. Eine entscheidende Rolle bei der Kontrolle dürfte den lokalen Registraren zukommen. Dazu kommen NGOs aus dem Internetbereich (IETF, IAB, RIRs, ccTLD ROs, ISOC, W3C) deren Aufgabe ebenfalls im Themenfeld der ICANN liegt. Diese Organisationen gaben – gemeinsam mit der ICANN und weiteren Organisationen – am 14. März eine Presseerklärung heraus, in der sie sich zur „Verpflichtung für offene und transparente Multistakeholder-Prozesse“ bekennen. Auch die EU-Kommission wird, nachdem sie bereits auf eine Neuordnung der Kontrolle der ICANN gedrängt hatte, sich an diesem Prozess beteiligen. Auch andere Staaten werden die Entwicklung sicherlich genau beobachten. Auch Interessenvertreter der Internetwirtschaft werden bei der Neuordnung eine Rolle spielen wollen.

Der Weg aus der Überwachung oder ins Chaos?

Die Nachricht, dass die US-Regierung die Kontrolle über die ICANN aufgibt, wird noch für viel Gesprächsstoff sorgen. Konservative Politiker in den USA fragen bereits, wem Präsident das Internet anvertraut. Doch ist der Schritt wohl ganz im Sinne der mächtigen Internetkonzerne in den USA, die sich zunehmend über die Überwachung durch die NSA beschweren. Vertrauen lässt sich nur wieder gewinnen, wenn die Internet-Community einen Weg findet, der alle beteiligten Akteure offen und transparent in den Kontrollprozess einbindet. Das dies durchaus möglich ist, beweisen viele lokale Registrare und Organisationen, die sich selbst das Funktionieren des Internets zum Ziel gesetzt haben. Die Wirtschaft sollte nicht versuchen, monetäre Interessen über die der Freiheit, Gleichheit und weltweite Funktion des Internets zu stellen. Man darf zuversichtlich sein, dass es eine Lösung geben wird, die allen Beteiligten gerecht wird.


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